Thomas Tuchel und Pal Dardai sind gerade bei ihrer Arbeit nicht zu beneiden. Eine Länderspielunterbrechung mit der WM-Qualifikation liegt hinter den Bundesligavereinen, die Spieler trudeln nach und nach wieder bei ihren Arbeitgebern ein, am Wochenende rollt wieder in der Liga der Ball. Die beiden Trainer von Borussia Dortmund und Hertha BSC müssen mit der Problematik zurechtkommen, dass ihre Vorbereitung durch die Ansetzung für das Freitagabendspiel nochmal kürzer ist als die der anderen Klubs. Also machen Tuchel und Dardai an nur zwei Tagen alles Mögliche, um ihre Teams zumindest taktisch auf den Gegner vorzubereiten.
Mehr ist kaum denkbar. Zumal die Leistungsfähigkeit der Reha-Abteilung bis Freitag auch noch wichtiger sein wird als die Trainingsarbeit auf dem Rasen. Die Spieler kehren mit Wehwehchen von ihren Nationalmannschaften zurück, sie spielbereit zu machen für die Hertha, ist die größte Aufgabe der BVB-Mediziner. Man kann sich vorstellen, dass Thomas Tuchel der prall gefüllte Behandlungsplan nicht gefallen wird.
Schließlich beginnt für die Vereine am Wochenende die entscheidende Phase der Hinrunde, um sich eine gute Ausgangslage für das neue Jahr zu schaffen. Bei Schwarz-Gelb haben sich mit Ousmane Dembélé (Frankreich), Raphael Guerreiro (Portugal) und Lukasz Piszczek (Polen) drei Stammspieler Blessuren eingehandelt, der griechische Innenverteidiger Sokratis fällt sogar definitiv aus für die Hertha-Partie. Er ist damit in guter Gesellschaft: Auch André Schürrle, Gonzalo Castro, Sven Bender und Erik Durm werden Freitagabend allenfalls auf der Tribüne sitzen können, für Marco Reus käme ein Einsatz auch noch zu früh.
Das ergibt für den BVB eine angespannte Personallage, in der sich kein weiterer Leistungsträger verletzen darf. Wenn man so will, kommt Thomas Tuchel bis zur nächsten Unterbrechung mit Länderspielen ab dem 7. November immerhin noch entgegen, dass in der Liga (Hertha und Schalke daheim, Ingolstadt und Hamburg auswärts), Champions League (zweimal gegen Sporting Lissabon) und DFB-Pokal (Zweitrundenspiel gegen Union Berlin) nicht die härtesten Prüfsteine auf die Borussia warten.
Ab dem 19. November jedoch stehen die Knaller gegen den FC Bayern München, Borussia Mönchengladbach (3. Dezember) und Real Madrid (7. Dezember) an. Dann alles Stars an Bord zu haben, muss das Ziel sein. Mit Leipzig und Leverkusen hat der BVB schon zwei Niederlagen gegen Klubs erlitten, die bis zum Ende um die Europapokalplätze mitmischen werden. Die aktuelle Verletztenmisere könnte Dortmund also zu einem späteren Zeitpunkt noch härter treffen, wenn es um die sportliche Ausgangslage für 2017 geht.